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Was ist Zen?

Geschichte

Das japanische Wort Zen (chinesisch Chan) stammt vom Sanskrit-Wort Dhjana ab und bedeutet „tiefes In-sich-Einkehren“, „Sich-Versenken“. Der Übungsweg des Zen wurde besonders in der buddhistischen Tradition des Mahayana im alten China als Weg zum direkten Erfassen der Wahrheit gepflegt.

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Die Blütezeit des Zen-Buddhismus im alten China erstreckte sich etwa vom 8. bis zum 12. Jahrhundert. Fünf Schulen – Sôtô, Rinzai, Unmon, Igyô, Hôgen – kristallisierten sich in dieser Zeit als Hauptströmungen heraus. Im 12. und 13. Jahrhundert erreichte diese buddhistische Bewegung Japan. Besonders die Schulen Sôtô und Rinzai entfalteten sich dort weiter.

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Im Westen

Im 20. Jahrhundert wurde Zen in der westlichen Welt immer bekannter. Anfangs fand Zen im Sinne einer Philosophie Beachtung. Aber auch die Übungsform Zazen wurde in den 1960er- und 70er-Jahren aus Japan kommend in Amerika und Europa aufgegriffen, wo sie sich seither lebendig erhält. 

In Deutschland wurde Zen weniger als Religion, sondern vielmehr als eine konfessionsübergreifende, universelle Übungsmöglichkeit betrachtet. In Zeiten geistiger, sozialer und ökologischer Umbrüche ermöglicht diese Übungsform den Übenden innere Zentrierung und tiefe Seinserfahrung.

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Lavendelblüten

Was ist Sanbôzen?

Geschichte

Die Schule des Zen, die im Sanbo Zendo Weyarn vertreten ist, heißt Sanbôzen. Das japanische Wort bedeutet „Zen der Drei Schätze“, wobei die Drei Schätze Buddha, Dharma und Sangha darstellen. Diese Zen-Schule ist seit 1954 eine in Japan offiziell anerkannte Zen-Gemeinschaft. Gewachsen aus der langen Tradition der Sôtô-Schule, übernahm sie das zentrale Element der Rinzai-Schule, die Koan-Schulung, und entfaltete sie in eigener Weise weiter.

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Der Hauptsitz des Sanbôzen ist das San’un Zendo, die „Übungshalle der Drei Wolken“ in Kamakura/Japan. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zen-Übung des Sanbôzen weltweit verbreitet. Das internationale Netzwerk Sanbôzen International (SZI) trägt dieser Entwicklung Rechnung.

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Laienbewegung

Sanbôzen unterliegt nicht dem hergebrachten Tempelsystem, in dessen Rahmen Zen in China und Japan über Jahrhunderte hinweg geübt wurde. Wir sind eine Laiengemeinschaft. Unser Anliegen ist es, einen Rahmen für die Übung im Einklang mit dem Alltag in der heutigen Welt zu bieten.

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Auszug der „Opening Comments“ aus der offiziellen Zeitschrift der Sanbôzen Society Kyosho (Nr. 386, 2018)

Hier erzählt der Abt des Sanbôzen, Yamada Ryôun, über das im Domicilium gehaltene Kenshukai (Fortbildungsseminar für die Zen-Lehrenden des Sanbôzen) im Sommer 2018.

Welche Zen-Übungsformen gibt es?

Einführung

In der Sanbôzen-Schule ist es üblich, dass Interessierte durch eine qualifizierte Lehrkraft vor dem Beginn des eigentlichen Sitzens eine ausführliche Einführung erhalten. Dies geschieht meistens im Rahmen eines Zazenkai. Dabei werden nicht nur die Sitzarten im Einzelnen erläutert, sondern auch alle für die Zen-Praxis relevanten Aspekte erklärt, sodass die Teilnehmenden mit Zutrauen die Zazen-Übung aufnehmen können. Die Einführung bietet darüber hinaus eine Gelegenheit zur Klärung aufkommender Fragen.

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Textbeitrag zur Einführung in Zazen von Migaku Sato (PDF)

Tägliche Übung

Nachdem man in das Zazen eingeführt worden ist, ist die tägliche Übung von großer Bedeutung. Dadurch wird die Zazen-Übung in den Biorhythmus integriert und die Wirkung wird stärker und tiefer. Um das tägliche Zazen zu erleichtern und die Übung zu festigen, bieten wir jeden Tag online eine „Frühmorgen-Meditation“ an. mehr

Meditierende im Meditationsraum

Zazenkai

Das Zazenkai (japanisch: „Treffen zum Zazen“) im Sanbo Zendo Weyarn ist eine Gelegenheit, intensiv in einer Gemeinschaft Zazen („Sitzen in Versenkung“) zu üben. Es bietet die Möglichkeit, sich ausschließlich und ganz dem Zazen hinzugeben, begleitet durch qualifizierte Lehrkräfte.

In der Regel beginnt ein Zazenkai mit dem Abendessen am Freitag und endet mit dem Mittagessen am Sonntag. Das Zazenkai verläuft ähnlich wie ein Tag in einem Sesshin, daher gibt es neben dem gemeinsamen Sitzen auch Teisho (japanisch: „Darlegung der Sache“) und Dokusan (japanisch: „individuelles Gehen zur Meisterin oder zum Meister“). In regelmäßigen Abständen findet innerhalb dieses Rahmens eine Einführung in die Zazen-Übung statt.

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Sesshin

Das Sesshin (japanisch: „Herzenskräfte sammeln“ oder „Herzenskräfte in Ordnung kommen lassen“) ist eine intensive, mehrtägige Sitzübung in tiefem und konsequentem Schweigen. Dadurch entsteht eine innere Sammlung, die auf anderem Wege kaum realisierbar wäre. Aus diesem Grund ist das Sesshin die zentrale Form der Übung in der Sanbôzen-Schule. Das gemeinschaftliche Sitzen wird begleitet vom täglichen Teisho und vom regelmäßigen Dokusan.

Die Voraussetzung für die Teilnahme an einem Sesshin im Sanbo Zendo Weyarn ist, entweder an einer Einführung bei einem Zazenkai teilgenommen zu haben oder andernorts ins Zazen eingeführt und für das intensive Sitzen im Sesshin vorbereitet worden zu sein.
Meditierender im Meditationsraum

Zen-Schulung

Ein besonderes Merkmal der Sanbôzen-Schule ist sein durchdachter Schulungsweg. Die Zen-Schulung beginnt mit der intensiven Beschäftigung mit einem initialen Koan. Begleitet von einer Lehrerin oder einem Lehrer, ist es das Bestreben, zur Erfahrung des Durchbruchs zu gelangen – diese Erfahrung wird Kensho (japanisch: „Wesensschau“) oder Satori (japanisch: „Erleuchtung“) genannt. Eine persönliche Schülerschaft ist hierfür eine wichtige Voraussetzung.

Anschließend wird sich mit weiteren Koans und Koan-Sammlungen beschäftigt. Rund 500 Koan-Einheiten in deutscher und englischer Übersetzung liegen hierfür vor. Diese Beschäftigung geschieht im Dokusan meistens im Rahmen der Zazenkai und der Sesshin. Durch die intensive Schulung kann die initiale Erfahrung der Wesensschau weiter vertieft und vervollständigt werden.

Nach dem ersten Durchgang durch die Koans besteht die Möglichkeit, sich einem „Repetitorium“ zu unterziehen, wodurch die Welt unseres Wesens noch klarer und tiefer geschaut wird. Das Repetitorium dient zudem als mögliche Vorbereitung, um als zukünftige Lehrkraft zur Verbreitung des Zen-Weges beizutragen.

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Drei Früchte des Zazen

Die erste Frucht: Intensivierung der „Samadhi-Kräfte“

Durch die wiederholte Erfahrung der Versenkung und Versunkenheit werden die Samadhi-Kräfte (Jôriki, die „Kräfte der Versenkung“) intensiviert, was als Verstärkung verschiedener Geistesqualitäten umschrieben werden kann. Dadurch werden einem unter anderem die bessere Balancierung von Gefühlen (stress management), die Kontrollierung von negativen Gefühlen (wie Gram, Eifersucht, Ärger, Lieblosigkeit), die Verstärkung von Konzentrationskraft, intuitiver Erkenntnisfähigkeiten und Kreativität sowie die Verwandlung der Persönlichkeit (mehr Gelassenheit, Friedfertigkeit, Liebesbereitschaft, aktiveres Engagement im Leben) geschenkt.

Tuschzeichnung aus dem Ochsenbilder-Zyklus von Tatsuhiko Yokoo

„Je klarer das innere Auge, nämlich das Auge des Absoluten, wird, desto tiefer erfasst man diese unendliche Barmherzigkeit. Da sieht man, wie tief und grenzenlos man alle Wesen, alle Dinge immer schon liebt; gleichzeitig erkennt man, wie unendlich tief man von allen Wesen, allen Dingen immer schon geliebt ist. Wo gibt es da einen Grund für Unzufriedenheit? Wo gibt es Feindschaft, Hass, Neid, Wut? Hier öffnet sich ganz natürlich ein Leben in grenzenlosem Frieden mit maßloser Dankbarkeit.“

— Yamada Kôun, 2. Abt des Sanbôzen, „Zen no Shômon“, 1980

Die zweite Frucht: Erfahrung des wahren Selbst

Das Hauptanliegen des Zen ist es, durch die engagierte Übung des Zazen das wahre Selbst, unser wirkliches Wesen klar und unmittelbar zu erleben und zu erfassen. Durch diese Erfahrung der Wesensschau und Erleuchtung (Kensho, Satori) wird die Sicht auf unser Leben und unser Fundament verwandelt. Dadurch können Antworten auf die fundamentalen Fragen des Menschseins gefunden werden: Woher komme ich? Was bin ich? Wohin gehe ich? Die Sanbôzen-Schule hat in seiner 70-jährigen Geschichte bewiesen, dass im Rahmen des Laienlebens diese dringenden Fragen beantwortet werden können.

Tuschzeichnung aus dem Ochsenbilder-Zyklus von Tatsuhiko Yokoo

„Wenn der Mensch, der sich immer für eine unvollkommene, begrenzte und relative Existenz gehalten hat, zum ganz und gar vollkommenen, unbegrenzten und absoluten Wesen seines Seins erweckt wird und selbst diese Tatsache klar erfasst, verschwinden auf einmal alle Nöte und Leiden des Menschseins wie Wolken und Nebel. Die Freude und Wonne dieses Ereignisses lässt sich überhaupt nicht beschreiben.“

— Yamada Kôun, 2. Abt des Sanbôzen, „Zen no Shômon“, 1980

Die dritte Frucht: Verwirklichung des wahren Selbst

In der Sanbôzen-Schule ist es im Bewusstsein, dass es nicht ausreicht, dieses „Wesen“ nur zu erfahren und zu erfassen. Das „wahre Selbst“ verlangt von uns, dass wir es leben, personifizieren und gesellschaftlich verwirklichen. Dies ist das wichtigste Ziel des Zen – und in der heutigen Welt ein umso dringenderes Ziel unserer Übung.

Tuschzeichnung aus dem Ochsenbilder-Zyklus von Tatsuhiko Yokoo

„Zazen ist das Dharma-Tor von Frieden und Freude“

— überlieferte Zen-Anweisung